Tianeptin: Hilft bei depressiven Störungen

Tianeptin ist ein verschreibungspflichtiges Medikament, welches u.a. bei der Behandlung von Depressionen, Angstzuständen, und Stressstörungen eingesetzt wird.

Es ordnet sich in die trizyklischen Antidepressiva der Psychopharmaka ein, welche sich durch eine stark stimmungsaufhellende Wirkung auszeichnen und schon lange gegen Depressionserkrankungen angewendet werden.

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Tianeptin wird im Vergleich zu herkömmlichen Antidepressiva besser vertragen und ruft weniger Nebenwirkungen hervor.

Wissenschaftler weisen darauf hin, dass es auch in Asthma-Therapien oder bei Darmerkrankungen hilfreich sein könnte.

Obwohl ein Teil seines Wirkungsmechanismus nicht vollständig verstanden wird, ist davon auszugehen, dass es seine Wirkung durch die Veränderung von Glutamat-Rezeptoren (AMPA und NMDA) entfaltet.

In einigen Quellen wird es als Serotonin-Wiederaufnahme-Verstärker (SSRE = serotonin reuptake enhancer) bezeichnet, sein Einfluss auf die Serotonin-Aufnahme ist jedoch fraglich, da es keine Verbindung zu den Serotonintransportern besitzt, weder die Serotonin-Konzentration beeinflusst (bei Ratten), noch eine Langzeit-Wirkung auf den Serotonin-Stoffwechsel besitzt. (1)

stablon

Auch unter dem Handelsnamen "Stablon" bekannt

Neben seinen antidepressiven Eigenschaften könnte die Veränderung der Glutamatrezeptoren eine Verbesserung der Denkleistung, Aufmerksamkeitsspanne, und Gedankenabruffähigkeit hervorrufen, weshalb es auch in der Nootropika-Community großen Anklang findet.

Andere Namen: Coaxil, Stablon, Tianeurax, Tatinol​, (RS)-7-(3-Chloro-6-Methyl-6,11-Dihydrodibenzo[c,f][1,2]Thiazepin-11-ylamino)Heptansäure S, Tianeptinum

Tianeptin auf einen Blick

stimmung

Stimmung

konzentration

Konzentration

lernen

Lernen

Hier erhältlich:

  • Tianeptin ist ein Arzneistoff, welcher zur Therapie von Depressionen, Angstgefühlen (Off-Label), und Stress verschrieben wird.
  • Es wirkt durch eine Hochregulierung der AMPA- und NMDA-Rezeptoren. Jedoch ist seine Wirkungsweise nicht vollständig geklärt.
  • Es könnte die Aufmerksamkeitsspanne und das Lernvermögen verbessern.
  • Forscher weisen auf alternative Anwendungsgebiete hin, wie z.B: Parkinson-Krankheit, Epilepsie, posttraumatische Störungen, Magen-Darm-Krankheiten, oder Asthma.
  • Tagesdosis: 12 - 36 mg auf mehrere Einzeldosen aufgeteilt (3x 12mg über den Tag verteilt). Es sollte nicht mit anderen Antidepressiva-Medikamenten eingenommen werden.
  • Neben kleineren unerwünschten Nachwirkungen wie Kopfschmerzen oder Übelkeit, kann Tianeptin bei manchen Menschen eine Abhängigkeit auslösen. Mehr dazu im letzten Absatz des Artikels.

Geschichte

französische flagge

In Frankreich entwickelt

Tianeptin wurde bereits in den 60er Jahren von französischen Forschern entdeckt. Es wird dort (Frankreich) schon seit dem Jahre 1988 in Therapien gegen Angststörungen verwendet.

Im englisch Raum ist es erst seit ein paar Jahren bekannt, was wohl hauptsächlich daran liegt, dass die frühen Forschungsarbeiten nur in französischer Sprache erhältlich waren.

In Deutschland ist es seit 2012 als offizielles Arzneimittel, unter dem Namen ​Tianeurax, für Depressions-Behandlungen zugelassen.

Dosierung

Es wird größtenteils in Tablettenform eingenommen, kann aber auch aufgrund seiner Wasserlöslichkeit getrunken werden.

  • In Tablettenform beläuft sich die tägliche Dosierung zwischen 12 und 36mg. Die Tagesdosis sollte in mehrere Einzeldosen aufgeteilt, und an unterschiedlichen Tageszeiten (Bsp: 1x 12mg jeweils morgens, mittags, und abends) konsumiert werden.

Die durchschnittliche Halbwertszeit im Blut beträgt ca. 2,5 Stunden. (3)

Die Einnahme zusammen mit einem Mahl verzögert den Zeitpunkt bis zur Metabolisierung um ca. 30 Minuten, darüber hinaus wird die Bioverfügbarkeit um bis zu 25% verringert. (2)

Wirkung

Antidepressivum

In einer Studie wurde Tianeptin mit mehreren Antidepressive verglichen. Die Forscher kamen zu dem Ergebnis, dass es genauso wirkungsvoll wie die Medikamente Amitriptylin, Fluoxetin, und Imipramin ist; ​wobei es weniger Nebenwirkungen hervorruft. (13)

Angstlösend

Es scheint einige anxiolytische Eigenschaften zu besitzen, und könnte bei Heilverfahren von Angst- und Panikstörungen verwendet werden. (4)

angstlöser

Gut gegen Angst und Stress

Kognitive Funktionen

Wie viele andere Antidepressiva auch, könnte es einen positiven Effekt auf die geistigen Fähigkeiten von Menschen mit Pseudodemenz haben. (7)

Parkinson

Es gibt Hinweise, dass es einige Symptome der Parkinson-Krankheit unterdrückt. (5)

Posttraumatische Belastungsstörungen

Scheinbar hat es eine positive Wirkung auf die Symptome von posttraumatischen Belastungsstörungen. (6)

Darmstörungen

In einem Vergleich mit Amitriptylin, wurde Tianeptin eine ebenbürtige Wirkung bei der Therapierung von Darmerkrankungen (Reizdarm) unterstellt. (7)

Asthma

In einer 52-Wöchigen Versuchsreiche wurden bei Kinder mit Asthma eine erhöhte Lungenfunktion festgestellt. Gleichzeitig sah man 2 Jahre früher eine Verbindung zwischen der freien Serotonin-Menge im Blut und der Schwere von Asthma-Symptomen. (9)

Erektionsstörungen

Es konnten Verbesserungen der Symptome bei depressiven Menschen mit Erektionsstörungen beobachtet werden. (10)

Schmerzlindernd

Tianeptin scheint eine schmerzlindernde Wirkung zu besitzen​; außerdem könnte es als Antikonvulsivum eingesetzt werden. (11)

In einer spanischen Studie aus dem Jahre 2007, stellte man eine schmerzlindernde Wirkung bei der Krankheit Fibromyalgie fest. (12)

Wirkungsweise

Wie oben schon erwähnt scheint Tianeptin keinen Einfluss auf das Serotonin im Gehirn zu haben.

Jedoch wird seine indirekt aktivitätssteigernde Wirkung auf die Glutamatrezeptoren  (AMPA und NMDA) in mehreren Studien aufgezeigt. (14)(15) AMPA- und NMDA-Rezeptoren sind wichtig für Lernprozesse und neuronale Plastizität.

Tianeptin ist ein μ-Opioid-Rezeptor-Agonist​. (16)

Es scheint für einen Anstieg des Dopaminspiegels verantwortlich zu sein. (17)

Nebenwirkungen & Abhängigkeit

In Versuchsreihen wurden die folgenden Nebenwirkungen nach ihrer Häufigkeit eingeteilt:

  • Häufig (zwischen 1 - 10%): Kopfschmerzen, trockener Mund, Benommenheit, Schläfrigkeit, Schlafstörungen, Herzklopfen, Übelkeit, ... (s. Beipackzettel Tianeurax) (18)
  • Gelegentlich (unter 1%): Ausschlag, Juckreiz.
  • Selten (0,01%)​: Abhängigkeit und Missbrauch von Tianeptin bei Patienten, welche bereits an einer Suchtkrankheit litten.

Das Auftreten der Nebenwirkungen nimmt im Laufe der Behandlung ab.

spritze

Macht es süchtig?

Abhängigkeit

Abhängigkeitserscheinung konnten bisher nur bei Personen festgestellt werden, welche bereits unter anderen Abhängigkeitserkrankungen litten. Zwischen 1989 und 2004 wurden in Frankreich 141 Fälle identifiziert. (19)(20)(21)

Der Hauptgrund für eine Abhängigkeit ist der angstauflösende Effekt.

In Russland wird es von vielen Drogensüchtigen gespritzt, was eine Opiat-ähnliche Wirkung hervorrufen soll. Das ist auch der Grund, warum es dort nicht frei verkauft wird. (22)(23)

Wechselwirkungen

Es sollte nicht mit anderen Antidepressiva (besonders MAO-Hemmern) konsumiert werden, da es sonst zu Kreislaufproblemen, Bluthochdruck, und Krampfanfällen kommen könnte. Außerdem wird davon abgeraten, es zusammen mit Mianserin (Antidepressivum) anzuwenden.

Referenzen