Glycin: Leichter Einschlafen & mehr Energie im Alltag

Glycin ist eine nicht-essentielle (wird vom Körper hergestellt) Aminosäure, die in nahezu allen Proteinen aufzufinden ist. Sie besitzt einen süßlichen Geschmack, weshalb sie als Geschmacksverstärker in Lebensmitteln (z.B. Süßstofftabletten oder Marzipan) eingesetzt wird.

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Es wird auch als Nootropikum angewendet, da es Schlaf, Gedächtnis, und Schmerzempfinden positiv beeinflusst. (4)

Im Nervensystem wirkt es als inhibitorischer Neurotransmitter (= Botenstoff mit einer hemmenden Wirkung), neben GABA ist es einer der wichtigsten Signalstoffe dieser Kategorie.

Glycin wird regelmäßig zu Mineralsupplementen wie Magnesium oder Zink beigefügt, um deren Bioverfügbarkeit und Absorbierung zu verbessern.

​Andere Namen: Glykoll, Aminoethansäure, Aminoessigsäure, Glykokoll, Gly

Glycin Übersicht

schlaf

Schlaf

energie

Energie

  • Glycin ist eine nicht-essentielle Aminosäure, die in so gut wie jedem Proteinhaltigem Nahrungsmittel enthalten ist.
  • Wird es als Nahrungsergänzungsmittel eingenommen, kann mit einer schlaffördernden Wirkung gerechnet werden.
  • Besserer Schlaf entfaltet sich in einer gesteigerten geistigen Leistung und mehr Energie in täglichen Aktivitäten.
  • Dosierung: 1 - 3g täglich, etwa 1 Stunde vor dem Schlafengehen einnehmen.
  • Neben seiner Funktion als Bestandteil von Eiweiß, ist es ein Neurotransmitter der sein eigenes Signal-System besitzt.
  • Es gibt Hinweise, dass es Symptome von Schizophrenie verringert.
  • Es gibt so gut wie keine Nebenwirkungen, außerdem ist es für Menschen gut verträglich.

Vorkommen & Herstellung

Neben seinem Vorkommen im ZNS ist es in Kollagen (Strukturprotein des Bindegewebes, ist für die Immunabwehr wichtig und zugleich entzündungshemmend) enthalten.

Auch Lebensmittel besitzen einen Glycin-Anteil - hier eine kleine Tabelle (1):

Nahrungsquelle

Glycin pro 100g

Walnüsse

816 mg

Sojabohnen (getrocknet)

1880 mg

Erbsen (getrocknet)

1092 mg

Schweinefleisch (roh)

944 mg

Hühnerei

432 mg

Reis (ungeschält)

391 mg

Kuhmilch

69 mg

Kürbiskerne

1843 mg

Gelatinepulver

19049 mg

fleisch in pfanne

Glycin komm in Fleich vor

Kurz gesagt: Glycin kommt in allen eiweißhaltigen Nahrungsmitteln vor.

Es wird auch als Nahrungsergänzungsmittel verkauft, wobei es heute aus der Chloressigsäure oder Ammoniak gewonnen wird. Normalerweise tritt es bei der Spaltung von Eiweißstoffen auf.

Erstmalig wurde es im Jahre 1819 von dem Chemiker Henri Braconnot (1780-1855) synthetisiert. Es ist nicht ganz klar ob er es aus Leim oder Gelatine gewann - hierzu gibt es unterschiedliche Berichte. (2)(3) Von damals stammt auch sein alter Name - Glykokoll.

Dosierung

Die niedrigste aktive Dosis scheint zwischen 1g und 3g zu liegen, jedoch wurde in klinischen Versuchsreihen schon Dosierungen von bis zu 45g eingesetzt - ohne merkbare Nebenwirkungen.

Studien, welche Glycins Wirkung auf die Schlafqualität untersuchten, verwendeten eine Dosis von 3g (1 Stunde vor dem Zubettgehen). (5)(6)(7)

Bei der Behandlung von Schizophrenie wurde es mit anderen Neuroleptika in Dosen von bis zu 0.8g/Kg eingesetzt. (8)(9)(10)

Chemische Struktur & Eigenschaften

glycin chemische strukturformel

Chemische Struktur

Glycin besitzt die kleinste und einfachste Struktur der Aminosäuren. Es besitzt als Seitenkette nur ein Wasserstoff-Atom. Seine Strukturformel lautet: C2H5NO2

Es ist ein farbloser, kristalliner Feststoff, welcher zudem wasserlöslich ist, und süßlich schmeckt. Sein Schmelzpunkt liegt zwischen 232–236 °C.

Nutzen & Wirkung

studie 1 glycin

Studienergebnisse 2006

Schlaf & Erschöpftheit (bei Tag)

Es gibt 3 Studien, welche sie mit Glycins Rolle im Schlafverhalten beschäftigten. Alle 3 standen unter der Aufsicht der gleichen Forscher. Zusätzlich sollte man  bedenken, dass die Versuchsreihen von der japanischen Firma "Ajinomoto" - ein Hersteller von Glycin - in Auftrag gegeben wurden.

Bei der Forschungsarbeit aus dem Jahre 2006 wurde den Teilnehmern 3g Glycin oder ein Placebo-Medikament (Scheinarzneimittel) verabreicht. Die Patienten berichteten von einer erhöhten Schlafqualität, darüber hinaus fühlten sie sich lebendiger und nahmen ihre Gedanken klarer wahr. (5)

Studie Nummer Zwei von 2007 wurde ebenfalls mit 3g Glycin durchgeführt. Wiederholt wurde von einer erhöhten Schlafqualität und zusätzlich kürzerer Einschlafzeit berichtet. Eine Anwender vermerkten eine reduzierte Ermüdung (bei Tag) und wiesen eine verbesserte Gedächtnisleistung bei kognitiven Aufgaben auf. (6)

Testergebnisse aus dem Jahr 2007

  • Die Teilnehmer der ersten beiden Studien wiesen eine erhöhte Schlafqualität und verkürzte Einschlafzeit auf.

Im dritten Versuch testete man Glycins Wirkungen bei gesunden Menschen, welchen Schlaf entzogen wurde. Den Teilnehmern wurde im Schnitt 25% ihrer regulären Schlafzeit entzogen, was in einer durchschnittlichen Schlafdauer von 5,5 Stunden resultierte.

Bevor man sie zurück in den Schlaf schickte, verabreichte man ihnen 3g Glycin, was in verringerter Übermüdung oder Schläfrigkeit und besseren Ergebnissen in einem Wachsamkeits-Test endete. Aufgrund der geringen Teilnehmerzahl, ist das Resultat leider nicht allzu aussagekräftig. (7)

person die schlaeft

Besserer Schlaf durch Glycin?

Kognition

Schlafstörungen werden mit einer Vielzahl von gesundheitlichen und geistigen Einschränkungen in Verbindung gebracht. Glycin besitzt eine schlaffördernde Wirkung, daher ist mit einer Steigerung der geistigen Fähigkeit zu rechnen. (6)(8)

Schizophrenie

In einer 6-wöchigen Versuchsreihe konnte eine Reduktion der Symptome von Schizophrenie ermittelt werden. Interessanterweise wurde hier eine tägliche Dosierung von bis zu 50g angewendet, wobei keine Nebenwirkungen beobachtet werden konnten, und es allgemein gut vertragen wurde. (8)

In einer anderen Studie mit 14 Patienten (welche an Schizophrenie litten) sah man einen Rückgang der Symptome im Vergleich zum Placebo-Medikament. (9) Auch im Jahre 1999 sah man Verbesserung bei Patienten, die gegen die Wirkung der meisten Schizophrenie-Arzneistoffe resistent waren. (10)

Wirkungsweise

Glycin im ZNS

nmda-rezeptor

Der NMDA-Rezeptor *

Glycin ist ein Neurotransmitter, der sein eigenes Signal-System besitzt. Besser gesagt: Glycin wirkt auf die Glycin-Rezeptoren ein. Es ist ein wichtiger inhibitorischer Neurotransmitter, der hauptsächlich im Thalamus, Kleinhirn, und Hippocampus wirkt, indem er die Chlorid-Kanäle öffnet. (11)

NMDA-Rezeptor

Glycin wird für die Aktivierung des NMDA-Rezeptors benötigt. Defizite der NMDA-Neurotransmission werden mit Schizophrenie in Verbindung gebracht, da NMDA-Antagonisten (wie PCP) Schizophrenie-Symptome in gesunden Menschen hervorrufen.

Sicherheit

Glycin wird vom Menschen gut vertragen (auch in hohen Dosen). Die häufigste Nebenwirkung scheint sich in Übelkeit zu entfalten, da Glycin den PH-Wert des Magens erhöht.

Es ist unter der Bezeichnung E 640 ohne Höchstmengenbeschränkung als Lebensmittelzusatz autorisiert, da keine negativen Auswirkungen auf die Gesundheit bekannt sind.

Referenzen